Die Geschichte zum Mayener kanal
Mit der Verfügung des Regierungspräsidenten vom 04.05.1899, also erst vor über 100 Jahren, wurde die Stadt aufgefordert, zur Vermeidung von Seuchengefahren durch das Abwasser aus Fäkalgruben eine Kanalisation und eine Kläranlage zu errichten.
Von einem besonderen Spezial-Kanaltechniker aus Frankfurt wurde die Planung dann erstellt, von einer städtischen Kommission und der Stadtverordneten-versammlung am 04.05.1903 geprüft. Der Innenminister hat das Projekt am 18.07.1905 genehmigt. Die Ausführung sollte ab 1906 erfolgen. Dieses Vorhaben musste aber wegen finanzieller Schwierigkeiten zurückgestellt werden. Die veranschlagten Kosten betrugen 1 Mio. Mark. Wiederum musste die Maßnahme zurückgestellt werden und zwar diesmal wegen dem 1. Weltkrieg von 1914-1918. Die Planung wurde danach neu erstellt und zwar für die 14.000 Mayener Einwohner mit einer Erweiterungsmöglichkeit der Anlage auf 25.000 Einwohner. Eine Kostenermittlung war diesmal wegen der galoppierenden Inflation nicht möglich. Die Kanalisation und die Kläranlage wurden sodann 1926 fertiggestellt.
Während des 2. Weltkrieges von 1939-1945 wurde das Kanalnetz sehr stark beschädigt. Nach Kriegsende wurden die schlimmsten Schäden repariert, seit 1961 wurde dann die neue Kläranlage geplant, die am 25.10.1965 in Betrieb geganen ist.
Mit der Verordnung von 1988 über die Reinhaltung der Nordsee wurden die Kläranlagenbetreiber aufgefordert in ihren Anlagen Stickstoff und Phosphor zu eleminieren, d.h. auf einen noch gerade akzeptablen Grad herunter zu drosseln. Bei beiden Stoffarten handelt es sich nicht um Giftstoffe sondern um Nährstoffe, wobei gerade Stickstoff die Algenbildung in trägfließenden oder stehenden Gewässern fördert und dadurch eine Sauerstoffzehrung aus dem Abwasser verursacht. Die Eleminierung von Stickstoff und Phosphor in der alten Kläranlage war nicht möglich. Es musste dafür eine neue Kläranlage mit einer biologischen Reinigungsstufe (Belebungsanlage) geplant und errichtet werden, die am 17.11.1998 in Betrieb gegangen ist.
Das Kanalnetz der Stadt Mayen für die Entwässerung von Schmutz- und Niederschlagswasser hat eine Länge von ca. 160 km und ist zum größten Teil eine Mischwasserkanalisation, d.h. Schmutz- und Niederschlagswasser werden gesammelt und in der Kläranlage gereinigt. Die Entwässerungsfläche der Stadt Mayen, die Flächen von denen Niederschlagswasser in die Kanalisation gelangt, beträgt ca. 2.000.000 m² und setzt sich aus den Flächen der Straßen, Wege und Plätze, sowie anderen befestigten Flächen (Hausgrundstücke) zusammen.
Regenentlastungen
Weil moderne biologische Kläranlagen , wie die in Mayen, bei Regen nur etwa den zweifachen Trockenwetterzufluss aus Mischwasserkanälen aufnehmen können, muss Regenwasser unmittelbar in die Nette geleitet werden. Die Entlastungen oder Einleitungen bedürfen einer wasserrechtlichen Erlaubnis. Diese Erlaubnis wird nur dann erteilt, wenn die Regenentlastungen den Regeln der Technik entsprechen.
Nach dem ATV-Arbeitsblatt A 128, Richtlinien für die Bemessung und Gestaltung von Regenentlastungen in Mischwasserkanälen, der maßgebenden Regel hierfür, ist es die Aufgabe der Regenwasserbehandlung, den Regenabfluss zur Kläranlage so zu begrenzen, dass dort die angestrebten Ablaufwerte eingehalten werden und gleichzeitig die stoßweisen Belastungen des Gewässers aus Regenentlastungen in vertretbaren Grenzen bleiben.
Ziel der Regenwasserbehandlung ist die bestmögliche Reduzierung der Gesamtemissionen aus Regenentlastungen und Kläranlagen im Rahmen der wasserwirtschaftlichen Erfordernisse.
Aus diesem Grunde wurden zur Erreichung der Forderungen, der Kläranlage nur noch den doppelten Trockenwetterzufluss zuzuleiten und gleichzeitig die Nette zu schützen, die Regenentlastungsanlagen mit einer aufwenigen Berechnungsmethode (EDV-gestützen hydrodynamischen Schmutzfrachtmodellberechnung) anstelle eines vereinfachten Verfahrens berechnet und dann entsprechend dem Stand der Technik gebaut.
Diese Berechnung konnte nur erfolgen, weil zuvor die Kanaldaten sowohl vermessungtechnisch als auch dem Zustand nach aufgenommen und ausgewerten wurden.
Das Ergebnis der EDV-kompatiblen Bestandserfassung und der darauf aufbauenden Berechnungen war ein neuer Generalentwässerungsplan und ein Bestandsplan, der in einem Kanalinformationssystem dargestellt und ausgewertet werden kann. Es ist jetzt die Aufgabe gegeben dieses Informationssystem fortzuführen.
Das beschädigte Kanalnetz wurde seit 1998 aufgrund des neuen Generalentwässerungsplan zunächst innensaniert. Dies geschah überwiegend durch Roboter und den Einzug von sogenannten Inlinern. Damit wurde vermieden, dass aus dem Kanalnetz Schmutzwasser in den Untergrund gelangt und andererseits Grundwasser nicht in das Kanalnetz fließen kann. Kanäle, bei denen die Innensanierung auf Grund der starken Beschädigung oder der zu geringen Dimensionierung nicht möglich war, wurden neu verlegt. Dabei haben die Maßnahmen vorrang, die in Verbindung mit erforderlichen Straßenbaumaßnahmen stehen.
Durch den neuen Generalentwässerungsplan konnten gegenüber einer vorhergehenden Berechnung 10 Mio. € eingespart werden.
Alle drei großen Maßnahmen der Abwasserbeseitigung - die Sanierung der Kläranlage, der Bau von Regenentlastungsanlagen und die Kanalsanierung (Innensanierung und Kanalaustausch) - verursachten Investitionen in der Höhe von rund 30 Mio. DM (15 Mio. €).
Wenn alle diese Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität der Abwässer, die aus der Kläranlage in die Nette einlaufen, greifen, wird eine Reduzierung der Abwasserabgabe die Folge sein.
Die Erschließung weiterer neuer Baugebiete, in denen auch die Entwässerungseinrichtungen erstmalig erstellt werden müssen, stehen in nächster Zeit an.